Laura Halding-Hoppenheit
Von Meide Wolt – Stuttgart. Aus ganz Deutschland kamen am Freitag, 17. Februar, Freunde und Freundinnen des Kings Clubs und überfüllten den großen Saal im Stuttgarter Rathaus. Die Besitzerin des Kings Club Laura Halding-Hoppenheit hatte zum 40-jährigen Bestehen der schwul-lesbischen Diskothek ins Rathaus eingeladen. Trotz allen Grunds zum Feiern mangelte es nicht an der Aussprache über eine neue Welle an Gewalt gegen die Szene in den letzten Jahren.
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„Ich habe große Verantwortung gespürt für die älteren Generationen, die unter dem Paragrafen 175 gelitten haben und gestorben sind“, blickte Halding-Hoppenheit zurück. Sie ist seit 1989 Chefin des Kings Clubs, in dem sie zuvor an der Theke gearbeitet hatte. Der § 175 (Bundesrepublik) beziehungsweise § 151 (DDR) stellte sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe. Nach einem Bericht von queer.de hielten CDU und CSU bis 1994 an dem Paragrafen fest. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) nahm im September 2016 von Entschädigungen für ehemalig Verfolgte Abstand.
Nicht nur das Alte feiern
Neben Lobreden auf die Leistungen der liebevoll „Laura“ genannten Besitzerin des Kings Clubs, Mitglied des Stuttgarter Gemeinderats für die Linke, durch PolitikerInnen von Grünen, CDU und Linken stand der neue und alte Hass auf Schwule, Lesbische, Queers, Bi-, Inter- und Transsexuelle im Mittelpunkt der Reden.
Jing und Jang einer Partei
Stefan Kaufmann, Laura Halding-Hoppenheit, Wommy Wonder
„Du traust dich auch heute noch auf die Straße zu gehen, wenn Schwule und Lesben wieder mit Steinen beworfen werden“ prahlte Stefan Kaufmann (Mitglied des Bundestags, CDU). Er selbst sei im Kings Club den „Weg der Selbstfindung zuende gegangen“. Im letzten Jahr musste Laura allerdings ohne die CDU auf die Straße, denn die Partei hatte den Lesben und Schwulen in der CDU kein Geld für einen Wagen auf dem Christopher-Street Day im August 2016 zur Verfügung gestellt.
Ein Club kann auch ein Schutz sein
Stefan Kaufmann, CDU
Kaufmann stellte heraus, was eine Disko vom Kings Club unterscheidet. Den Kings Club nannte er „einen Schutzraum“. So empfinden das auch viele Besucherinnen des Clubs. Dass Schutz aber auch Widerstand in Stuttgart immer noch nötig sind, zeigte etwa die neunte Demonstration aus dem Umfeld der AfD, christlicher Fundamentalisten, Konservativer und offen Rechtsradikaler im Februar 2016. Sie hatten immer wieder zum Protest gegen die „Sexualisierung“ ihrer Kinder aufgerufen und offen gegen Lesben und Schwule gehetzt (siehe „Vielfacher Protest gegen ‚Demo für Alle„).
Was LGBTIQs und alle verbindet
Halding-Hoppenheit begrüßte auf der Feier Kirchenvertreter, Theaterschaffende, Bierbrauer, Projekte aus der Szene, Polizeibeamte und viele weitere aus allen Bereichen des städtischen Lebens. Nachdem der große Saal im Stuttgarter Rathaus vor lauter Andrang überfüllt war, wurde eine Liveübertragung der Feier in einen weiteren Raum eingerichtet.
Sie „lasse Stuttgart nicht reduzieren auf Feinstaub“ bemerkte Halding-Hoppenheit und lobte dagegen die Kultur der Stadt. Die Feiergesellschaft zog zur Afterparty in den Club in der Calwer Straße. Vom Rathaus aus sind das nur wenige Meter, sodass sich in den Mägen der Feiergesellschaft zumindest am Freitagabend tatsächlich mehr Sekt als Feinstaub gesammelt haben dürfte.
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Weitere Bilder aus dem Stuttgarter Rathaus